4. Juni 2015

Kein Thema ! von Knurrbär

Kein Thema ! - Walter / von Knurrbär


Kein Thema !

Was ist Thema und was ist kein Thema und was ist absolutes no-go Thema. Für mich. Für die andern. Für die ganz andern. Walter kratzt sich am Kopf, am Bauch, am Rücken und diskret ein bisschen am Po. Es juckt in letzter Zeit – nicht immer – aber es juckt immer öfter. Und dennoch befasst sich Walter mit dem Thema, dass Thema ein Thema sein kann oder halt auch nicht.

„Kein Thema“ ist arrogant, abgehoben und einfach nur frech. Da zwingt einer doch einfach dem andern auf, über was gesprochen wird und über was nicht. Halloo! Lass ich mir doch nicht gefallen. Ich nicht !

Warum heisst Du Walter, Walter? Fragt einer und lächelt. Süffisant, verspielt aber auch einfach ein bisschen frech und vorwitzig und sehr provokant noch dazu. Und ich soll jetzt darauf antworten, soll mich rechtfertigen und soll mich in meine Eltern hineinversetzen, welche mir genau diese Frage nie beantworten konnten und das bis heute vielleicht sogar bereuen würden, würden sie denn noch leben. Haben sich ja auch nie voll in mich hineinversetzt und gefühlt, wie es ist, Walter zu heissen in einer Zeit … ach was solls.  Hätte ja auch einfach Erich, Wilfred oder Gustav heissen können und das wäre genau so Scheisse gewesen wie Walter und mein Leben wäre irgendwie genau gleich verlaufen oder ähnlich jedenfalls.

Kannst Du mir bitte einen Franken geben – für die Notschlafstelle, für das Zugbillet oder für eine Zigarette oder ein halbes Bier ? Halbes Bier – und wo ist die andere Hälfte ? NEIN ! Oder hätte ich sagen sollen – nein danke ! Schaut mir einfach nochmal ganz ganz frech ins Gesicht und hört einfach nicht auf zu gucken. Ich will überhaupt nicht so frech angeguckt werden. Ich will, dass der jetzt einfach weg guckt. Sofort und gleich und für immer oder zumindest für heute Abend. Walter schwitzt, zittert und ist ein wenig aufgeregt. Walter möchte darüber sprechen. Keiner im Bus, der ihm zuhören will, keiner zu Hause, der ihm zuhören will und Winnetou, der Kater Mikesch oder der Nachrichtensprecher im ARD (Walter mag ARD lieber als SRF) kichern leise … Walter … Du und Dein Name – das ist doch einfach kein Thema. Es juckt wieder und Walter kratzt sich das Jucken weg. Geht schon vorbei – kein Thema aber warum nervt mich das denn so sehr, wenn einer sich ein Fränkli erschleichen oder erlächeln will ?

Walter liest, dass da wieder Wahlen waren. In Zürich. Die in Zürich sind immer früher als die Berner, Basler oder Urner und sie wissen schon, woher der Wind weht (oder machen halt den Wind winden oder sonst furzt man halt mal einen in die richtige oder falsche Richtung). Dass es in der Schweiz ganz viele Menschen und Familien gibt, die sich kaum vernünftig und schuldenfrei über Wasser halten können, das ist für die da einfach kein Thema. Und dass die dann in ihrer Verzweiflung und Trauer und nach einer schönen Nacht mit Vögeln, sonst guten Tieren oder berauschenden Träumen dann nach ein paar Monaten die Frage stellen müssen, wie soll denn dieser Zwerg da heissen ? Walter werden sie ihn nennen, diesen Zwerg, der eigentlich nicht der Ursprung eines tiefen Wunsches ist, sondern einfach nur das Resultat der ganz natürlichen Aufgabe, die fast jeder Mensch und Lebenswesen in der Evolutionstheorie aber auch in fast jeder Religion hat. Vermehre Dich – und – vor allem in zivilisierten Gegenden - gib dem Ding einen Namen. Auch dieser Walter wird Walter werden, auch ihn wird es jucken und keiner will ihm zuhören und einer erbettelt sich eine Nacht in der Notschalfstelle oder einen Joint am Aareufer und Walter wird das vielleicht nerven – auf jeden Fall ein ganz klein wenig.

Die Walter werden Walter bleiben und die nobleren Joachims oder Hans-Günther fahren nicht Bus, werden also auch nicht angequatscht (oder jedenfalls nicht dort und unter diesen miesen Umständen) und kutschieren ihre Nobelfahrzeuge mit Plugin-Hybrid fast geräuschlos von Tiefgarage zu Tiefgararge und stellen – trotz oder dank ein paar helfenden und hochwirksamen Medikamenten fest – dass es ihnen eigentlich ganz gut geht, also ganz so gut zwar schon nicht aber eben halt auch gut genug um sagen zu können, wir könnten ja jammern, klagen oder wehleiden – auf sehr hohem Niveau – aber besser noch wir heben das Glas voll perlendem Saft und sagen: kein Thema!

PS: Walter sah am darauf folgenden Sonntag vor der Kirche, wie auch der Joachim mit seiner hübschen blonden Frau mit einem Rock, der vielleicht ein ganz klein wenig knapp aber dennoch in dezentem Schwarz da war. Und dann dieses aufreizende Lächeln und der junge kecke Bub mit Namen Hans-Günther. Und wie sie beim Herausgehen aus dieser Kirche und nach dem herzhaften Händedruck mit dem Priester ein Etwas in die Schatulle gleiten liessen, das weder Klang und noch Nachklang hervorrief sondern nur den diskreten Beifall des Priesters. Darf man ja auch – auch in der Kirche – kein Thema. Und der Gemeindepräsident wartete noch ein bis zwei Minuten, bis er den Schlüssel seines PlugIn Hybrids drehte und Erfriede am Bord-Computer den Song

The Rolling Stones - Sympathy For The Devil -HQhttps://www.youtube.com/watch?v=vBecM3CQVD8

verhalten leise startete. 
Elfriede atmete Nostalgie, Jugendbilder und den Duft spätpubertärer Rebellion ein und lehnte sich in dieser noblen und zurückhaltenden Stille zurück, schloss ein ganz klein wenig ihre Augen und überlegte sich, wo sie die Petersilien dieses Jahr anpflanzen sollte. Vor dem Haus oder hinter dem Haus und sie war sich auch nicht mehr ganz so sicher, wie die Nachbarschaft der Petersilien zum Basilikum oder wie die Verträglichkeit mit der „Kaiserin Farah“ war. Vermutlich etwa so wie die Nachbarschaft zu Schärrers auf der linken Seite und Hammers auf der rechten Seite. Schärrers hatten zwar den wesentlich grösseren Schwimm-Pool, dafür überzeugten Hammers mit diesem traumhaften und auf noble Art stilvoll eingerichtete Wintergarten – ausgelegt für laue Sommernächte mit ein wenig Nieselregen. Das ging immer schon so – und es ging doch eigentlich ganz gut so – der in der Mitte macht die Brücke – zwischen Basilikum und Petersilien oder einem edlen Rosenstrauch und Nachbarn, die sich nicht verstehen – nie verstehen werden. Aber, denkt Elfriede, wir arbeiten daran … kein Thema. Nur kurz schweifen ihre Gedanken ab und sie muss wieder daran denken, wie sehr sie ihren Namen nicht, ja gar und eigentlich überhaupt nicht mochte. Aus Elfriede machte ihre Mutter gar eine Elfie, auch als sie schon 16 oder vielleicht noch schon etwas älter gewesen sein musste. Peinlich ! Und vielleicht waren auch die Petersilien unglücklich über ihren Namen. Doch was kümmert das eine als Dekoration hübsch auf dem Teller hergerichtete Petersilie denn noch ? Und … denkt gerade jetzt die Elfriede, wie geht’s wohl dem Walter aus der 5. Klasse von damals. Wird wohl auch kein einfaches Leben gefunden haben, bei den Voraussetzungen des Elternhauses und anderer widriger Umstände. Vom Grill her duftete das Brathähnchen.



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Kein Thema ! von Zebramanguste



„Kein Thema“
Sie
„Warum ich mich in diesem Land so heimisch und wohl fühle, weiss ich nicht wirklich, aber ich denke, ich habe wohl schon mindestens einmal gelebt und mit ganz grosser Sicherheit auch in Ägypten.“

Er
„Seit meiner Jugend faszinierte mich Archäologie. Speziell die alten Kulturvölker mit ihren geheimnisvollen Bauten, Inkas in Südamerika, die Ägypter in Vorderasien, asiatische Völker und Römer interessierten mich mit zunehmendem immer mehr.“

Vorgeschichte
Beide machten sich eines Tages auf eine Reise nach Ägypten; sie zum insgesamt 15. Mal, er zum ersten Mal. Schon im Flugzeug hatten sich ihre Blicke ein erstes Mal kurz gekreuzt, taxierend, aber ohne dass dadurch von einer Seite eine spontane Aktion ausgelöst worden wäre.
Im Land der Pyramiden haben sie die ersten 3 Nächte, zufällig im gleichen Hotel, in unterschiedlichen Gebäudeteilen, übernachtet.
Sie wurde am zweiten Tag Zeuge, das er Schwierigkeiten hatte und trotz sehr guten Englischkenntnissen vom Hotelpersonal nicht verstanden wurde. Da sie sich gut arabisch verständigen konnte, bot sie an, zu helfen, was er gerne annahm. Das Problem war, dank ihrer Hilfe, rasch beseitigt und die Ferien konnten nun auch für ihn richtig beginnen. Er lud sie am Abend zu einem Drink ein; sie nahm die Einladung gerne an und sie unterhielten sich bis weit nach Mitternacht über Gott und die Welt.
Die Beiden waren sich sympathisch und beschlossen noch an diesem Abend ihre jeweiligen Pläne für die Zeit in Ägypten zu ändern und zusammen zu reisen.

Reise
Die gemeinsame, romantische Nilfahrt auf einer Dhau, einem Segelboot, welches nicht nur auf dem Nil, sondern im gesamten arabischen Raum und in Indien fährt, die eindrücklichen Pyramiden von Gizeh und vor allem der mehrtägige Kamelritt in die weisse Wüste waren einmalige Erlebnisse, die sie nicht wieder vergassen. Die eindrückliche Landschaft, die sengende Hitze am Tag und die eisige Wüstenkälte verband sie auf seltsame Weise und machte sie intensiv glücklich… sie wurden ein sich intensiv liebendes Paar. Sie fühlten sich auf selbstsame Art schon nach dieser kurzen Zeit so verbunden, als würden sie sich schon lange Zeit kennen. Die Gespräche am Wüstenfeuer liefen eines Abends auf eine gemeinsame Erkenntnis hinaus – sie mussten sich in einem früheren Leben schon einmal begegnet sein und schon damals grosse, starke Gefühle für einander gehabt haben!

Traum
Der Nil, die Landschaft und die Wüste, intensiv, beeindruckend und still, führten dazu, dass sie beide nachts sehr lebhaft und extrem real träumten. Träume, die nicht in diese Zeit passten, die Szenen wiedergaben, die vor über 2000 Jahren geschehen waren und in denen sie beide die Hauptrolle spielten. In der letzten Wüstennacht schliefen sie beide sehr unruhig, wälzten sich hin und her, lagen sich plötzlich in den Armen und erwachten schliesslich. Sie waren verwirrt, schüttelten sich, wie es Hunde tun, wenn sie aus dem Wasser steigen. Dies um richtig wach zu werden und die Gedanken zu ordnen, die ihnen durch den Kopf gingen. Schliesslich begannen beide auf ein Kommando zu sprechen; Sie: „Du warst Caesar, Julius Caesar, der römische Kaiser und ich, ich war Kleopatra!“ Er: „Du warst Kleopatra, die ägyptische Führerin und ich, ich war Julius Caesar“. Beide erzählten, was sie geträumt hatten und stellten fest, dass sie beide genau gleiche Szenen geträumt hatten, nur aus Sicht der jeweils andern Person!



Suche

Beide konnten dies so nicht glauben und gingen einander zunächst aus dem Weg. Die Anziehungskraft war aber gross, die Leidenschaft für einander wurde durch den künstlich  gewählten Abstand noch viel stärker. Zurück im Heimatland beschlossen sie der Sache auf den Grund zu gehen. Getrennt besuchten sie Personen, die sich auf Rückführungen spezialisiert haben. Sie vereinbarten, sich das Resultat der jeweiligen Sitzung zu erzählen und trafen sich wenige Tage nach diesen Terminen. „Kein Thema“, meinte er zu Beginn, „es war eine Wüsten-Fata-Morgana, ich war in keinem früheren Leben Julius Caesar – auch wenn ich dies sehr gerne gewesen wäre, sofern du Kleopatra gewesen wärst!“ – „Tatsächlich habe ich , gemäss meines Rückführers, zweimal in Ägypten gelebt, vor rund 2500 Jahren und zur Zeit des zweiten Weltkriegs; Kleopatra war ich also nie… und ohne dich als Julius Caesar, hätte ich es sowieso nicht sein wollen. Ich bin froh lebe ich hier und jetzt, habe dich getroffen, jetzt ist das reale Leben mit dir zusammen noch viel schöner als der Traum, den wir beide in jener letzten Wüstennacht hatten“.


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